
Der Begriff der Inklusion wird in Deutschland sehr häufig als Synonym für die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die allgemeinbildende Schule verwendet.
Inklusive Bildung bedeutet jedoch vielmehr, dass alle Kinder die geeignete Förderung erhalten, um sich bestmöglich entfalten, ihre Potenziale realisieren und ihre Benachteiligungen abbauen zu können. Versteht man den Begriff „Inklusion“ so, beschränkt sich individuelle Förderung nicht auf einzelne Zielgruppen, sondern ist Grundlage der Schulkultur, die wir in unserem Leitbild formuliert haben.
Das wiederum bedeutet, dass verschiedene Schülerinnengruppen unterschiedliche Förderung erhalten (müssen). An der Nelson-Mandela-Schule geschieht das durch differenzierte Aufgabenstellungen im Unterricht und Angebote, die die Schülerinnen und Schüler nach ihren Neigungen wahrnehmen können.
Es ist erwiesen, dass die Zuweisung zu einer Schulform der Sekundarstufe I in Deutschland noch immer in hohem Maße von sozialen Faktoren abhängig ist. Wir können also davon ausgehen, dass nicht alle besonders begabten Schülerinnen und Schüler eine Grundschulempfehlung für das Gymnasium erhalten haben. Die Förderung besonderer Begabungen und die Hochbegabtenförderung erfolgen in NRW im Rahmen der Individuellen Förderung. Alle Schulen sind aufgefordert, ein schulisches Konzept zur Begabungsförderung zu erstellen, das ermöglicht, besondere Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu erkennen und systematisch im Unterricht zu fördern. Auf einer Konferenz im Mai 2016 arbeitete das Kollegium unserer Schule in diesem Zusammenhang. Zur Frage „Wie sieht ein begabungsfördernder inklusiver Unterricht aus?“ Wurden unter anderem folgende Kriterien benannt:
• alle SuS erhalten die Förderung, die sie verdienen
• der Unterricht ermöglicht Erfolge und entwickelt über die Freude am Erfolg die Stärken und Begabun-gen
• Perspektive der Förderung entwickelt sich weg von der Defizitbetrachtung
• wir müssen Stärken und Potenziale der SuS aufgreifen und fördern -> den SuS mehr zutrauen
• SchülerInnen lernen voneinander
• unterschiedliche Methoden nutzen/einführen (Lerntagebuch, Projekte, Stationenlernen, Selbsteinschätzung, Expertengruppen, Helfersysteme…)
Zur Frage, wie Schulstrukturen beschaffen seien, die es ermöglichen Begabungen zu fördern, wurden -neben Anforderungen an die räumliche und personelle Ausstattung der Schule – z. B. folgende Ergebnisse erarbeitet:• wie sollten aktive Lernzeiten erhöhen
• Analyseverfahren zur Feststellung von Förderbedarf und Begabung
• Berufsorientierung ab Klasse 5 / WP
• es gibt thematische Projektwochen in Kleingruppen
Als hemmende Faktoren wurden neben unzureichenden Ressourcen benannt:
• Angst, nicht allen SchülerInnen gerecht werden zu können
• Angst Begabungen nicht erkennen zu können
• Angst
• Mehrarbeit
• Leistungsdruck (Lehrpläne, Zensuren, Erwartungshaltung an die neue Schulform)
• Brandschutzbestimmungen, die die Präsentation von SchülerInnenarbeiten und die optimale Nutzung unserer Räumlichkeiten verhindern
Doch nicht nur auf Seiten der Lehrenden und der institutionellen Rahmenbedingungen gibt es Hemmnisse, die abgebaut werden müssen. „Begabung kann nicht ausgeschöpft werden ohne die notwendige Motivation ohne Selbststeuerung und ohne das richtige Gleichgewicht aller psychischen Kräfte.“ (Julius Kuhl zit. nach Renger 2010)
Dieses Zitat macht deutlich, dass viele Faktoren dazu beitragen, dass ein Mensch sein Potenzial entfalten kann, nicht allein ein begabungsfördernder Unterricht. Moderne Vorstellungen und Modelle von Intelligenz und Begabung machen deutlich, dass es ein ganzes Bedingungsgeflecht aus personalen Faktoren und Umweltfaktoren ist, in dem sich Begabung verwirklicht. Ebenso machen sie deutlich, dass Störungen innerhalb eines oder mehrerer Faktoren, die auf den Lern- und Entwicklungsprozess einwirken, Leistung mindern oder gar verhin-dern können. Verschiedene Maßnahmen, Angebote und Konzepte sollen die Lernenden an der Nelson-Man-dela-Schule unterstützen, den Einfluss solcher Störfaktoren zu mindern und ihr Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung der Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler.
Begabungsförderung im Berufsorientierungskonzept
Da das Berufsorientierungkonzept der Nelson-Mandela Schule auf die allseitige Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen gerichtet ist, ist es ein wichtiges Element der Begabungsförderung an unserer Schule.
In besonderem Maße gilt das für das Modellprojekt „Frühaufsteher“.
„Frühaufsteher“ unterstützt die Schülerinnen und Schüler beim Aufbau sozialer Kompetenzen, vermittelt Kompetenzen zu politischer und gesellschaftlicher Teilhabe und hilft den Lernenden einen Lebensplan zu entwickeln.
Damit dient es nicht nur der beruflichen Orientierung sondern auch der Entfaltung von Potenzial und Begabung.
Die Schülerinnen und Schüler erkennen und erkunden im Verlauf des Projekts zunehmend ihre Stärken und Talente und bauen diese aus. Das Projekt begleitet dabei kontinuierlich alle Schülerinnen und Schüler bis zum Übergang in den Beruf bzw. in die weiterführende Schullaufbahn.
Da in das Berufsorientierung der Nelson-Mandela-Schule die Kooperation mit außerschulischen Partnern eine große Rolle spielt und auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler in starkem Maße involviert sind, erfolgt Diagnose und Beratung aus verschiedensten Perspektiven. Somit hilft das Projekt nicht nur auf dem Weg in den Beruf, sondern auch dabei Potenziale zur Performanz zu führen.
Begabungsförderung im Projekt Lunch Club
Der Lunch-Club ist ein Projekt zur Begabungsförderung an der Nelson-Mandela-Schule in Remscheid, das es seit dem Schuljahr 2014/2015 gibt. Das Projekt trägt dazu bei, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler darin unterstützt werden
• eigene Stärken zu erkennen,
• personale und soziale Kompetenzen weiter zu entwickeln,
• Lern- und Arbeitstechniken zu erlernen und zu üben,
• Resilienz und Leistungsbereitschaft zu erhalten, bzw. weiter zu entwickeln.
Teilnahme
Die Teilnahme ist grundsätzlich freiwillig, aber nicht offen für alle Schülerinnen und Schüler.
In den ersten Projektdurchgängen wurden die teilnehmenden SchülerInnen des sechsten Jahrganges durch eine Abfrage, die sich an alle ihre Lehrerinnen richtete, nominiert. In den Schuljahren 2015/2016 und 2016/2017 wurden die Teilnehmerinnen auf der Basis der Ergebnisse der Diagnostik in den Kernfächern ermittelt. Es nehmen gegenwärtig jeweils die zwei Schülerinnen jeder fünften Klasse teil, die in allen Diagnoseverfahren die besten Ergebnisse erzielten.
Die Änderung des Nominationsverfahrens war erforderlich, da in den beiden vergangenen Schuljahren deutlich
wurde, dass es sinnvoll ist, die Maßnahme möglichst früh in Jahrgangsstufe 5 zu beginnen.
Projektverlauf
Phase 1
Über einen Zeitraum von drei bis maximal sechs Wochen, trifft sich die Gruppe während der ersten Projektphase in der Schule und arbeitet auch dort. Die Treffen beginnen, wenn sie in der Mittagszeit stattinden und die Mensa der Schule dienstags geschlossen ist, mit der Zubereitung einer kleinen Mahlzeit, die anschließend gemeinsam eingenommen wird. Dabei ergeben sich informelle Gespräche, die einen hohen Stellenwert haben.
Anschließend gibt es Übungen zum Sich- und Andere-Kennenlernen, Spiele, und Arbeit an eigenen und/oder gemeinsamen Themenarbeiten.
Zusätzlich zu den Gruppenterminen gibt es in dieser ersten Projektphase individuelle Gesprächstermine, die z. Z. in Pausen oder in der Mittagszeit liegen. Der Ausbau dieser Gespräche zu einem kontinuierlichen Mentoring ist wünschenswert, z. Z. aufgrund der mangelnden personellen Ressourcen nicht durchführbar.
Die Gespräche, aber auch die beginnende Arbeit an eigenen Projekten, Themenarbeiten dienen der Vorbereitung der zweiten Phase des Projektes.
Gegenwärtig wird erprobt, die 1. Phase des Projekts im Rahmen der SEGEL-Projekte in Jahrgang 5 durchzuführen und möglichst viele SchülerInnen des Jahrgangs einzubeziehen und eine breitere Diagnose zu ermöglichen.
Phase 2
Über einen Zeitraum von jeweils 10 Wochen treffen sich im Rahmen des Projektes „Mein Ding“ zwischen 15 und 20 Schülerinnen verschiedener Schulformen in der Stadtbücherei Remscheid.
An acht Terminen arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer Arbeit, deren Thema sie frei wählen. Auch die Form der Präsentation der Ergebnisse wird von den Schülerinnen und Schülern bestimmt.
Die Leiterinnen des Projekts unterstützen die Kinder bei der Recherche, vermitteln Methoden und Arbeitstechniken und stellen -ggf. mit finanzieller Unterstützung der DGhK Rhein-Ruhr- Arbeitsmaterial bereit. Oft unterstützen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig und arbeiten in Tandems oder Gruppen.
Die Zentralbibliothek Remscheid stellt Arbeitsraum und Computerarbeitsplätze bereit, führt in die Bibliotheksarbeit ein und übernimmt ggf. anfallende Druck- und Kopierkosten.
In der neunten Woche stellen die Schülerinnen und Schüler in einer Plenumssitzung die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Damit bereiten sie sich auf die Präsentation ihrer Projekte im öffentlichen Raum vor: Das Projekt „Mein Ding“ wird am letzten Termin mit einem öffentlichen Präsentationsabend im Lesesaal der Zentralbibliothek abgeschlossen, zu dem die Familien der TeilnehmerInnen, ihre Lehrer und Lehrerinnen, aber auch alle anderen interessierten RemscheiderInnen eingeladen werden. Alle Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen erhalten an-schließend ein Zertifikat und ein kleines Geschenk.
„Mein Ding“ ist ein Projekt des Arbeitskreises „Begabtenförderung in Remscheid“. Dies ist ein Zusammenschluss von ErzieherInnen, PädagogInnen und LehrerInnen der Primarstufe und der Sekundarstufen in unserer Stadt. Der Arbeitskreis wurde vor einigen Jahren initiiert von der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (RV Rhein-Ruhr), der Nelson-Mandela-Schule und der Alexander-von-Humboldt-Realschule.
Ziel war es zunächst, die Arbeit eines Arbeitskreises der Stadt Remscheid aus dem Jahr 2004 wieder aufzunehmen, dessen Tätigkeit zu diesem Zeitpunkt seit längerer Zeit ruhte.
Im Verlauf der gemeinsamen Arbeit entstand der Wunsch, ein Projekt für begabte SchülerInnen alle Schulfomen zu entwickeln und durchzuführen. Alle Arbeitskreismitglieder, die regelmäßig an den Arbeitsgruppentreffen teilnehmen, verfügen über ein Diplom im Bereich der Hochbegabtenförderung. Entsprechendes gilt für die Lehrerinnen, die die Arbeit der Schülerinnen und Schüler im Projekt „Mein Ding“ betreuen.
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler stammten in den bisherigen Projektphasen von mehreren Remscheider Grundschulen, dem Gertrud-Bäumer-Gymnasium, dem Leibniz-Gymnasium, der Alexander-von-Huboldt-Schule und der Nelson-Mandela-Schule. Personelle Veränderungen erschweren die Arbeit des Kreises in den vergangenen zwei Jahren jedoch erheblich. So ist es fraglich, ob das Projekt nicht ausschließlich auf schulischer Ebene durchgeführt werden kann.
Begabungsförderung in Projektkursen und AGen
Innere Differenzierung ist an der Nelson-Mandela- Schule ein wichtiges Unterrichtsprinzip im Unterricht aller Fächer. Daneben haben wir mit unserem Schulentwicklungsprojekt „Selbstgesteuertes Lernen“ ein Unterrichtsprinzip etabliert, das Begabungsförderung in Lernzeiten in besonderem Maße möglich macht. Schülerinnen und Schüler erledigen nicht nur Förder- und Übungsaufgaben in den SEGEL-Stunden. Sie haben daneben auch die Möglichkeit, an eigenen Projekten und freien Aufgaben zu arbeiten.
In den Klassenräumen werden dazu verschiedene Medien, Lernangebote und Materialien bereitgehalten. So können die Lernenden aus einem Angebot an offenen Forschungsfragen auswählen, sich mit ausgewählten Lernspielen beschäftigen oder mit Computer und Internet, Nachschlagewerken und anderen Büchern zu selbstgewählten Themen recherchieren. Dieses Angebot wird gegenwärtig durch die Einrichtung einer Schulmediathek erweitert.
Auch in den Mittagspausen gibt es ein offenes Angebot zum Lesen, Spielen und Lernen.
In den kommenden Schuljahren wollen wir das Angebot in den SEGEL-Stunden und in den Pausen stetig erweitern und verbessern.
Begabungsförderung und sprachsensibler Unterricht (Projekt BiSS)
Bildung und Kultur sind angewiesen auf und werden vermittelt durch Sprache. Begabung ist ein Phänomen, das in kulturellen Kontexten existiert. Bildung, Talent und Begabung werden innerhalb dieser Kontexte defniert. Potenziale sind zwar individuell, können aber auch nur im Rahmen gesellschaftlicher, sozialer und kultureller Bedingungsgefüge entdeckt und realisiert werden.
Damit unsere Schülerinnen und Schüler ihr Potenzial ausschöpfen können, müssen sie also vor allem auch in ihrer sprachlichen Kompetenz gefördert werden. Die Förderung der deutschen Sprache hat daher auch in allen beschriebenen Projekten und Vorhaben zur Begabungsförderung einen hohen Stellenwert.